Netzwerk für den Wandel
Andreas Diethelm hat noch keine Geschenke erhalten.
„Es wäre einfach schön, wenn die Menschen wieder die Namen ihrer Nachbarn kennen würden. So wie in den Fünfzigern und Sechzigern“, bemerkte Aki Kaurismäki in einem Interview.
Dass Nachbarn einander heute kaum mehr zur Kenntnis nehmen, liegt auf der Hand - das Smartphone. Display und Ohrstöpsel beliefern uns mit allen denkbaren Texten und Tönen, die Namen der Nachbarn, die an uns vorübergehen oder im Lift neben uns stehen, werden nicht angezeigt, sind unerheblich. Doch die Stöpsel kamen erst in den Achtzigern und die Displays erst in den Nullern. War da also noch was? Ja, da war noch was: der Raum hinter dem Haus, der Hof, dort wo die Autos stehen. Wie war’s denn, als die Menschen die Namen der Nachbarn noch kannten, also grob betrachtet vom Mittelalter bis in die Sechziger? Der Hof war ein Werkplatz – und als solcher auch ein Begegnungsort. Fast jeder Hof beherbergte ein Kleingewerbe, im verbleibenden Raum wurde Wäsche zum trocknen aufgehängt, im letzten Jahrhundert wurden Teppiche geklopft, vielleicht wurde auch Gemüse angebaut. Die Kinder machten sich als Zaungäste oder Hilfskräfte mit der Arbeitswelt vertraut und fanden Nischen zum Spiel. Manchmal kamen Fahrende vorbei und spielten zur Kochenszeit die Drehorgel. Dann durften die Kinder, je nach Kassenstand, ein Zwanzig- oder Fünfzigrappenstück in Papier eingewickelt, aus dem Küchenfenster hinunterwerfen.
Gesang allein kann die Marktmechanik nicht aus Angeln heben, das Rad der Zeit nicht zurückzudrehen. Aber Gesang macht vieles möglich, was viele nicht für möglich halten.
© 2022 Erstellt von Kilian Raetzo.
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Pinnwand (1 Kommentar)
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Salut Andreas, herzlichen Dank für die Freundschaft. Bin begeistert vom Zürcher Hofgesang :-)!!!
Herzlicher Gruss
Denise